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28.03.2025

Medieninformation: Weidepflicht für Ökorinder – Sächsischer Landesbauernverband warnt vor massiven Problemen

Mit der Scharfschaltung des „Weidepapiers“ durch die Länderarbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau steht der ganze Ökolandbau vor einer Zerreißprobe. Ab dem 1. April 2025 müssen alle ökologisch gehaltenen Pflanzenfresser zwingend Zugang zu Weideland erhalten. Was als positive Entwicklung für mehr Tierwohl erscheint, bringt viele Ökobetriebe in existenzielle Schwierigkeiten. Der Sächsische Landesbauernverband e. V. (SLB) warnt: Vielen ökologischen Viehhaltern droht der Ausstieg.

 Herausforderungen in der Rinderhaltung

Die neuen Vorgaben haben gravierende Folgen für die Praxis der Rinderhaltung. In den meisten Betrieben werden Kälber nach dem Absetzen in Gruppen mit Auslauf gehalten. So kann eine bedarfsgerechte Fütterung sichergestellt und Gesundheitskontrollen problemlos durchgeführt werden. Ab April 2025 müssen diese Jungtiere nun direkt auf die Weide – eine Maßnahme, die große Unsicherheiten mit sich bringt. Patrick Rückert, Vorsitzender des SLB-Fachausschusses „Ökolandbau“ und Geschäftsführer der Großdrebnitzer Agrarbetriebsgesellschaft mbH, äußert sich besorgt: „Die Kälber sind einen Monat nach dem regulären Absetzen, sprich mit 4 Monaten, nicht für die Weidehaltung geeignet. Auch birgt diese frühe Weidehaltung der Kälber große Herausforderung für eine gelungene Aufzucht und bringt einen Mehraufwand bei der Tierkontrolle, Weidehaltung und Tierversorgung mit sich. Frühestens mit 12 Monaten kann ein problemloser bzw. eine vernünftige Weidehaltung für Jungrinder gewährleistet werden, ohne erheblichen Mehraufwand.“

Auch die Mastbetriebe stehen vor erheblichen Herausforderungen. Eine gezielte Zufütterung, die für eine gesunde Gewichtszunahme essenziell ist, wird durch die Weidehaltung erschwert. Dies führt zu längeren Mastzeiten, steigenden Produktionskosten und damit auch höheren Preisen für Verbraucher. Ob diese Mehrkosten am Markt durchgesetzt werden können, bleibt ungewiss.

Probleme mit der Weidenutzung

Bisher war die Haltung von Rindern auf Außenflächen mit Laufhöfen als alternative Form der Freilandhaltung anerkannt. Ab 1. April ist eine durchgängige Weidehaltung von April bis Oktober vorgeschrieben. Dies stellt Landwirte vor weitere Probleme: „Im April lässt die Bestandentwicklung bei den Grasbeständen noch nicht zu, dass eine narbenschonende Beweidung erfolgen kann. Darüber hinaus ist eine ausreichende Futtergrundlage für das Weidevieh nicht gegeben“ gibt Sarah Riemer, Referentin für Ökolandbau, zu bedenken.

Laufhofhaltung als bewährte Alternative

Der SLB fordert die Anerkennung bewährter Haltungsformen. Laufhöfe bieten sowohl Sicherheit als auch Schutz für Jungtiere. Besonders Kälber und Absetzer sind eine empfindliche Gruppe, bei der gezielte Aufzuchtmaßnahmen essenziell sind. Eine Rückkehr zur etablierten Laufhofhaltung wäre aus Sicht der Landwirte ein sinnvoller Kompromiss.

Fazit: Existenzbedrohung für sächsische Ökobetriebe

Die neuen Weidevorschriften führen zu längeren Mast- und Aufzuchtzeiten, steigenden Kosten und einem erhöhten wirtschaftlichen Druck auf Ökobetriebe. Der Sächsische Bauernpräsident Torsten Krawczyk und Patrick Rückert sind sich einig: „Eine Umsetzung des Weidepapiers ist für unsere sächsischen Viehbetriebe nicht praktikabel. Diese Regelungen bedeuten langfristig das Aus für die sächsische Ökotierhaltung.“

Der SLB fordert dringend eine Überarbeitung der Vorschriften, um die Zukunft des ökologischen Landbaus in Sachsen zu sichern.

Ansprechpartner
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Sabrina Ulbricht

Referentin für Presse-/ Öffentlichkeitsarbeit und Direktvermarktung
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