12.02.2018

Milchpreise erneut im freien Fall

Als äußerst angespannt und existenzgefährdend bezeichnet der Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB), Wolfgang Vogel, die aktuelle Situation auf dem Milchmarkt. Nach einem vergleichsweise auskömmlichen Jahr 2017 befinden sich die Milchpreise derzeit erneut auf einer rasanten Talfahrt. Als Ursachen dafür sieht der SLB die Kaufzurückhaltung bei Butter und das anhaltende Nachfragetief bei Magermilchpulver. „Aufgrund dieser Marktsituation ist eine rentable Milcherzeugung nicht mehr möglich und die Liquidität unserer Betriebe gefährdet“, so Bauernpräsident Vogel.
Das sieht die überwiegende Mehrheit unserer sächsischen Milcherzeuger nicht anders. Während die größte sächsische Molkerei ihren Grundpreis je Kilogramm Milch mit Jahresbeginn schon einmal um 3,5 Cent senkte, wird einen Monat später der Preis nochmals um 3,5 Cent gekürzt. Damit sanken die Preise von Silvester bis Anfang Februar um 20 Prozent.
„Nur um Kunden anzulocken treibt der Handel den Butterpreis aggressiv in den Keller“, erläuterte Vogel. „Das wirkt sich unmittelbar auf unsere Erzeugerpreise für Milch aus, die mit weniger als 30 Cent Grundpreis nicht mehr die realen Produktionskosten entsprechen.“
Einen weiteren Aspekt der Preispolitik des Handels, der sich auf die gesamte Gesellschaft auswirkt, bringt der Vorsitzende des Fachausschusses Milch beim SLB, Hubertus Schroth, ins Spiel. „Bei derart niedrigen Preisen fehlt uns Landwirten das Geld für Investitionen“, erklärt er. Damit werde die gesellschaftliche Diskussion für mehr Tierwohl ad absurdum geführt. „Hinzu kommt der Verlust an Wertschöpfung für den ländlichen Raum insgesamt“, so Schroth.
Zwar freut es den Kunden im Supermarkt, wenn er für Milch, Butter, Joghurt et cetera nur wenige Cent bezahlen muss. Uns Landwirten gefährdet diese Preispolitik jedoch die Existenz. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes ist die Anzahl der Milchkühe in Sachsen von 1990 bis heute um mehr als die Hälfte gesunken. Auch die Anzahl der noch 530 Milcherzeuger in Sachsen sinkt weiter.
Unsere sächsischen Milchbauern erwarten von der kommenden Bundesregierung nicht nur eine einseitige Diskussion über mehr Tierwohl und Klimaschutz, sondern auch darüber, wie diese gesellschaftlichen Anliegen von uns finanziert werden sollen. „Es kann nicht sein, mit immer mehr Auflagen und Forderungen unsere Milchviehhaltung zu belegen und gleichzeitig der „Geiz-ist-geil“-Mentalität des Handels freien Lauf zu lassen. Wie kann diese Gesellschaft immer mehr Tierwohl wollen und an der Ladentheke sich dem Preis dafür verweigern? Diesen Widerspruch hat die künftige Bundesregierung zu lösen. Ich fordere deshalb endlich eine gesellschaftliche Diskussion darüber“, so Vogel am Rande der Winterschulung der Interessengemeinschaft der Erzeugerzusammenschlüsse in Sachsen letzte Woche Freitag, an der auch DBV-Milchpräsident Karsten Schmal teilnahm.


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