25.11.2019
Wirtschafts- und Agrardiplomaten informieren sich über Probleme im ländlichen Raum
Mit der Informationsfahrt des Deutschen Bauernverbandes (DBV) nach Sachsen wurde dem Sächsischen Landesbauernverband (SLB) eine besondere Ehre zuteil. Landwirtschaftliche Attachés besuchten gemeinsam mit Dr. Simon Schlüter, dem Leiter für Internationale Beziehungen beim DBV (Büro Brüssel), Betriebe in der Oberlausitz. Die jährlich stattfindende Informationsfahrt für Diplomaten dient der Darstellung wichtiger Themen in den betroffenen Regionen und Unternehmen. In Sachsen ging es um „Herausforderungen im ländlichen Raum: Klima, Demographie und Boden“.
Flächeninanspruchnahme durch Braunkohleabbau Im Forsthaus am Erlichthof stellte Bernd Kusche als Vertreter der Viereichener Rindfleisch e. G. in Rietschen das Unternehmen und die Schwierigkeiten im Braunkohle-Abbaugebiet vor. Seit vielen Jahren arbeitet der Landwirtschaftsbetrieb eng mit der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) zusammen, die in der Lausitz Braunkohle-Tagebaue bearbeitet. Seine Ansprechpartnerin bei der LEAG Corina Fiskal begleitet die die Informationsfahrt ebenfalls. Mit der 5,4 Kilometer langen Neubaustrecke des Weißen Schöps leitete Fiskal eines der größten Fluss-Renaturierungsprojekte Deutschlands. Teile der Viereichener Rindfleisch e. G., wie Stallanlagen und die Schlachterei, standen auf einer Fläche, die für die Renaturierung des Flusses benötigt wurde. So erhielt der Betrieb Ausgleichsflächen und -zahlungen und musste mit seinen Anlagen umziehen. Im Rahmen der Informationsfahrt fuhren die Teilnehmer zum Braunkohle-Abbaugebiet nahe Rietschen, um das Ausmaß der Flächeninanspruchnahme zu sehen. Im Anschluss besichtigten sie das neu errichtete Schlachthaus sowie die Stallanlagen und die Biogasanlage der Viereichener Rindfleisch e. G. Landkreis Görlitz ist technologieoffen Wieder zurück im Forsthaus am Erlichthof stellte der Landrat des Landkreises Görlitz Bernd Lange die Herausforderungen im ländlichen Raum vor: Altersstruktur, Fachkräftemangel und Versorgung von Randgebieten sind einige Probleme, denen sich der Landkreis Görlitz täglich stellen muss. Für die technologieoffene Region würde sich der Landrat wünschen, dass mehr landwirtschaftliche Versuche von Hochschulen hier durchgeführt werden würden. Doch er hat auch Positives zu berichten: Durch Revitalisierung der Ortskerne bleiben einige junge Menschen in der Region, manche kommen zurück – ein Erfolg für ländliche Regionen. SLB-Präsident Torsten Krawczyk gab den Diplomaten einen kurzen sachsenweiten Überblick und sprach über die anstehenden Sondierungsgespräche. Eine Herausforderung für die neue Regierung sei die Schaffung eines Einklangs der Wertigkeit der Städte und des ländlichen Raumes. Als besonders wichtigen Aspekt nannte er den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Während eines Mittagessens, an dem DBV-Präsident Joachim Rukwied teilnahm, bestand die Möglichkeit, fachpolitische Fragen zu stellen und Diskussionen anzuregen. Hier ging es unter anderem um die Bewertung des Mercosur-Abkommens durch den DBV, da einige Attachés ähnliche Abkommen aus ihren Heimatländern kennen. Alle an einem Strang Gut gestärkt startete die Gruppe in einem Reisebus Richtung Hochkirch. Im Bus erklärte Dr. Udo Weber, Vorstandsvorsitzender der BUDISSA Agrarprodukte AG Niederkaina, den Aufbau seines Unternehmens. Mehr als 1.000 Aktionäre teilen sich eine Fläche von 9.300 Hektar, keiner von ihnen besitzt mehr als 2 Prozent. Die AG ist weit aufgestellt und deckt neben Landwirtschaft auch Gewerbevermietung ab. Im landwirtschaftlichen Sektor ist das Unternehmen unter anderem in der Milch-, Schweine-, Pflanzen und Energieproduktion tätig und stellt außerdem Saatgut her. Genau wie der Bus mit den Attachés über weitgehend gut ausgebaute Wege an den Feldern entlangfahren und die Erklärungen von Dr. Weber erhalten konnte, können es auch andere Reisebusse. Die Idee des Unternehmens: Zeitliche Lücken, die bei Busreisen anfallen, füllen und den Besuchern aus allen Bundesländern Deutschlands die Anbauflächen der BUDISSA AG zeigen und verschiedenen Landwirtschaftszweige erklären. Erprobungen, die Landwirten Entscheidungen erleichtern Ein weiterer Programmpunkt des Tages war die Besichtigung der Versuchsstation Pommritz des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. In mehr als 2.500 Parzellen werden hier Versuche zu Sorten, Düngung und Pflanzenschutz durchgeführt. Dabei erfolgt die Datenerfassung überwiegend digital und auch die Aussaat wird größtenteils mit GPS-Systemen vorgenommen. Ziel ist es, im Kleinen zu erproben, um den Landwirten im Anschluss Empfehlungen zu geben. Friedrich Hesse, Friedrich & Stefan Hesse GbR, schloss sich dem Vortrag in Pommritz an. Er hat ein eigenes Versuchsfeld und führt Echtversuche durch, um sich anzupassen. Er versucht damit, etwas „mitzugestalten und nicht nur zu meckern“. Ihren Abschluss fand die Attachéfahrt erneut in Malschwitz. Dr. Weber stellte einen weiteren Zweig der BUDISSA AG vor, die Folienschlauchsilierung, und beeindruckte damit besonders Kollegen aus kalten Regionen wie Russland. Am Ende des Tages nahmen die Diplomaten eine Menge Informationen zu den Herausforderungen im ländlichen Raum mit, spürten aber auch den Ehrgeiz und die Leidenschaft für die Landwirtschaft der sächsischen Gastgeber. Wenige Tage nach der Informationsfahrt hob Generalsekretär Bernhard Krüsken in seinem Brief an Torsten Krawczyk hervor, dass die Wirtschafts- und Agrardiplomaten „beeindruckt von dem unternehmerischen Engagement der ausgewählten Betriebe“ waren. Wir danken den Mitgliedsbetrieben und dem LfULG, die sich die Zeit genommen und damit die Informationsfahrt bereichert haben.
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